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Nachlese Saarbrücker Hospizgespräch Oktober 2018

Mehrgenerationenkonzept der altersübergreifende Palliativstation

Im Rahmen des Saarbrücker Hospizgesprächs im Oktober berichtete Prof. Dr. Sven Gottschling, Chefarzt des Zentrums für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie am Universitätsklinikum in Homburg, über seine Erfahrungen und die Zukunftsaussichten des in Deutschland und europaweit einzigartigen Pilotprojektes.

„Als im Oktober 2016 die altersübergreifende Palliativstation ihrer Bestimmung übergeben wurde, waren nicht alle vom Erfolg dieses Projektes überzeugt“, weiß Prof. Gottschling zu berichten. Sieben Jahre hat er für die Umsetzung seiner Vision gekämpft und die aktuellen Versorgungszahlen geben ihm Recht. Die mittlerweile auf 12 Betten erweiterte Station soll in Kürze auf 20 Betten aufgestockt werden, sobald die entsprechende Örtlichkeit gefunden ist. Bisher wurden über 2.000 Patienten versorgt und die Zahl ist weiter steigend. Auch wenn das multiprofessionelle Team inzwischen auf fast 60 Mitarbeiter angewachsen ist, können nicht alle Patienten aufgenommen und versorgt werden. „Unsere Kapazitäten reichen einfach nicht aus. Es gibt eine lange Warteliste“, bedauert Gottschling.

Das Mehrgenerationenkonzept setzt auf gemeinsame Versorgungsstrukturen für alle Altersgruppen, vom Baby bis zum Greis. Bei lebenslimitierenden Krankheiten im Kinder- und Jugendalter ist die alters- und fachspezifische Versorgung durch Spezialisten für Kinderkrankenpflege und Kinder- und Jugendmedizin gefragt. Bei älteren, hochbetagten Patienten sind hingegeben geriatrische Kenntnisse und Kompetenzen notwendig. In allen Fällen gehört das interdisziplinäre und multiprofessionelle Arbeiten zum etablierten Standard. Ziel ist es, für jeden Patienten, gleich welchen Alters, eine wirksame Linderung von belastenden Beschwerden zu erreichen.

Die Versorgung soll individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse des Patienten und seiner Angehörigen abgestimmt werden, um so die Lebensqualität für die noch verbleibende Lebenszeit bestmöglich zu erhalten. Im günstigsten Fall können die Patienten zurück in die Häuslichkeit entlassen werden, um in Selbstbestimmung und Würde ihren letzten Weg zu gehen. Dies kann mit Unterstützung eines ambulanten SAPV-Teams oftmals realisiert werden. Leider sieht es in der Praxis derzeit anders aus. 5 bis 8 Patienten versterben in der Woche auf der Palliativstation, was oft darin begründet ist, dass die Menschen zu spät vorgestellt bzw. zu spät überwiesen werden.

Es ist geplant, zusätzlich eine Hochschulambulanz für Palliativmedizin einzurichten, die diesem
Umstand entgegenwirken könnte.

 

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Jeden letzten Montag im Monat findet das Saarbrücker Hospizgespräch in der Ärztekammer für ein interessiertes Publikum statt. Der nächste Termin ist am 26.11.2018. Pastoralreferentin Jennifer Jost wird über das Thema „Logotherapie und Existenzanalyse“ berichten.

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Zum Hintergrund:
Im Oktober 2016 ist die erste altersübergreifende Palliativstation am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg gestartet. Im Zentrum für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie steht ein multiprofessionelles Team mit palliativmedizinisch weitergebildeten und erfahrenen Spezialisten zur Verfügung. Palliativmediziner und Schmerztherapeuten, Pflegefachkräfte, Sozialarbeiter, Physio-, Musik-, Kunst- und Ergotherapeuten, Psychologen, Seelsorger, Hospizmitarbeiter arbeiten Hand in Hand und werden durch ehrenamtliche Helfer unterstützt.

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